Hörner und Posaunen blasen Regenwolken weg

– Hochstimmung trotz Nieselwetters in Grimma


Grimma. Trotz Nieselwetters herrschte für drei Tage in Grimma eine Hochstimmung auf den Straßen, im Festzelt und im Stadion. Tausend Musiker aus elf Ländern kamen zum 8. Internationalen Musikantentreffen. Die Grimmaer bereiten den Gästen eine tollen Empfang und erlebten, wie Musik über Grenzen hinweg verbindet, Barrieren überwindet und Vorurteile abbaut.

Beim Musikantentreffen brachten die internationalen Formationen die Luft in Grimma zum Schwingen. Was der Gastgeber, das Jugendblasorchester Grimma, trotz kräftezehrender Vorbereitung für das Publikum auf die Beine stellte, konnte sich hören und sehen lassen. Ein buntes Gewirr von bayrischer und österreichischer Tracht bis zum japanischen Kimono prägte das Bild rund um das Festzelt, im Stadion und in der ganzen Stadt. Bereits am Freitag spielten die bayrischen Musikkapellen Röthenbach und Elchingen. Am Abend gab es trotz des miesen Wetters eine Riesenstimmung im voll besetzten Festzelt, die bis gestern Abend nicht mehr abriss.

Der erste Tag, an dem die Musiker im großen Festzelt auf den Muldenwiesen fröhlich gemeinsam feierten, war bereits von großer Internationalität geprägt. So führten die ungarischen Majoretten gleich zu Beginn des Galakonzertes des gastgebenden Jugendblasorchesters Grimma die Fahnen aller teilnehmenden Länder mit. Der Schirmherr der Veranstaltung, Oberbürgermeister Matthias Berger (parteilos), begrüßte die Delegationen der Grimmaer Partnerstädte Gezer (Israel) und Bron (Frankreich) sowie der Verbandsgemeinde Rüdesheim (Rheinland-Pfalz). „Ich wünsche mir, dass die Nationen stets so friedlich beieinander sind wie heute in Grimma“, sagte er. Doch viele Worte wurden trotz der Moderation von Elke Thiele und Mario Krug an diesem Abend nicht gewechselt. Das Wort hatte vielmehr die internationale Sprache, die Musik. So gab es Beifallsstürme für das Galakonzert des JBO Grimma, das Showkonzert des Asahino-Brass-Orchesters aus Japan und der Szöged-Big-Band aus Ungarn. Tolle Showeinlagen lieferten die ungarischen Majoretten, die Bundesjugendkader vom Tanzclub Blau-Gelb, Ricardo Pérez und Aischa Khader-Lindholz, der Rock’n’Roll-Club Caddy aus Sermuth und die Grimmaer Husaren.

Das Jugendblasorchester Grimma begeisterte an diesem Abend das Publikum nicht nur mit Polka- und Marschklängen, sondern präsentierte unter anderem ein Rolling-Stones-Medley. „Reiner Rahmlow hat es mit seinem Orchester extra einstudiert, da der Landrat Gerhard Gey, der Stones-Fan ist, nicht daran glauben wollte, dass dazu ein Blasorchester in der Lage ist“, erzählte die Moderatorin Elke Thiele. Ab 20 Uhr hielt es das Publikum nicht mehr auf den Plätzen. Die Gäste tanzten zu den Klängen der Blasorchester und der Big-Band.

Immer wieder bange Blicke gen Himmel gab es dagegen am Sonnabend. Denn für den Höhepunkt des Musikantentreffens, die große Parade aller Musikzüge, war kein schützendes Zeltdach über den Köpfen vorhanden. „Als die 25 Dirigenten und Orchesterleiter 11 Uhr zum Empfang beim Oberbürgermeister weilten, stand noch die Frage im Raum, ob die Musikshow überhaupt stattfinden kann. Denn es schüttete aus allen Gießkannen“, erzählte der Musikdirektor Reiner Rahmlow. Das japanische Orchester signalisierte, dass es unter den Bedingungen nicht auftreten könne. Doch die vielen Trompeten, Posauen, Hörner oder Schalmeien schienen die dunklen Wolken über dem Stadion der Freundschaft ab 14 Uhr regelrecht wegzublasen. Begeistert begrüßten die Zuschauer die 21 Orchester und Schalmeienkapellen. Eine besondere Show zeigten die Mitglieder der Jugendkapelle Staatz aus Österreich. Sie begeisterten nicht nur mit Musik, sondern mit Tanz und Gesang. Die Blicke der Männer richteten sich dagegen unweigerlich auf die ungarischen Majoretten, die mit dem Bâton agierten. Dann war Stille angesagt. Musikdirektor Reiner Ramlow stieg auf die Treppe, hob den Taktstock und die Musikshow begann. Zwischendurch war Stabswechsel angesagt. Julia von Durschefsky vom Spielmannszug SV Einheit Mutzschen hatte das Sagen bei der Musikeinlage der Spielmannszüge.

Strengste Geheimhaltung war dagegen bis gestern Vormittag angesagt. Doch dann brach der Jubel aus: Die Publikumslieblinge wurden bekannt gegeben: Bei der offenen Klasse Inland hatten die Stendaler Stadtmusikanten aus Sachsen-Anhalt die Nase vorn. In der Kategorie Blasorchester Inland siegte die Jugendkapelle Elchingen aus Bayern. Bei der offenen Klasse Ausland stimmten die Gäste für die Musiker der Szöged-Big-Band aus Ungarn. Bei den Blasorchestern Ausland wurden die Musiker des University-of-Tokyo-Wind-Ensembles gekürt. Letztere nahmen erst zum zweiten Mal am Musikantentreffen teil und brillierten nochmals beim Abschlusskonzert gestern Abend im Festzelt.
Von Cornelia Braun

Stimmen zum Musikantentreffen

Henry Graichen, Bürgermeister Neukieritzsch, CDU-Kreisrat: Ich war bereits 2011 beim Musikantentreffen in Grimma. Die Stimmung ist toll. Viele junge Leute aus vielen Ländern feiern hier miteinander. Das sollte überall in der Welt so sein.

Ute Kniesche, Grimmaer Stadträtin (Freie Wähler): Blasmusik in der Gemeinschaft zu erleben, ist toll. Das JBO mit Reiner Rahmlow ist ein hervorragendes Fest gelungen.

Oskar Bihler, Dirigent Musikkapelle Röthenbach: Wir kommen immer wieder gern nach Grimma. 2005 konnten wir den zweiten Platz bei der Ermittlung der Publikumslieblinge erzielen.

Helmut Schmidt, Verbandsgemeinde Rüdesheim: Die Musikshow im Stadion des Friedens war ein super Erlebnis. Wir nutzen unseren Aufenthalt, um uns Grimma anzusehen. So waren wir in Höfgen.

Gerhard Hunger, Musiker aus Grimma: Trotz des nassen Wetters war es eine gelungene Musikshow im Stadion. Aber vielleicht sollte man einen anderen Termin wählen, um die Chance zu erhöhen, dass die Sonne scheint.

Drei Fragen an …
Reiner Rahmlow, Musikdirektor und Leiter des JBO Grimma


Waren Sie zufrieden mit dem 8. Internationalen Musikfestival, und hat alles gut geklappt?
Sehr gut. Dafür möchte ich mich unbedingt bei allen Helfern bedanken. Die Last der Organisation lag auf den Schultern von 100 Ehrenamtlichen. Die Feuerwehr, die Polizei, das DRK, die Stadtverwaltung, das Landratsamt und viele andere haben uns unterstützt. Dafür ein riesiges Dankeschön.

Wie groß war das Interesse am Musikantentreffen?
Allein das Festzelt war voll besetzt. Im Stadion hätten es noch weit mehr Besucher sein können, wenn das Wetter mitgespielt hätte. Für mich war es bis kurz vor Beginn der Veranstaltung eine Zitterpartie, ob wir überhaupt die Musikshow durchführen können. Um so erfreulicher ist es, dass es den teilnehmenden Musikern gefallen hat. Es gibt ja bekanntlich nicht mehr viele solcher große Musikfeste. Alle Musiker, die ich gesprochen habe, waren begeistert von der Gastfreundschaft im Muldental, von den Zuschauern und der schönen Stadt Grimma mit ihren Ortsteilen.

Kann das Jugendblasorchester als Gastgeber jetzt durchatmen, und wird es das neunte Festival in drei Jahren geben?
Wir würden uns freuen, wenn es das 9. Musikantentreffen in Grimma geben würde. Doch dazu brauchen wir wieder die Hilfe von der Stadt und dem Landkreis. Doch bis dahin werden wir im In- und Ausland wieder zahlreiche Auftritte bestreiten. So musizieren wir am 28. September von 14 bis 16 Uhr zum Grimmaer Stadtfest auf dem Marktplatz. Zum Volkstrauertag werden wir ebenfalls ein Konzert geben. Unser traditionelle Adventskonzert gibt es am 30. November im Soziokulturellen Zentrum in Grimma. Am 2. Dezember erfolgt das Turmblasen auf dem Grimmaer Weihnachtsmarkt.
Interview: Cornelia Braun

Eine Zusammenstellung aller Highlights des Musikantentreffens sowie weiterführende Informationen finden Sie auch auf den folgenden Seiten.